Die Londongleichungen
In einem „normalen“ Leiter gilt das Ohm’sche Gesetz:
Unter dem Einfluss eines konstanten elektrischen
Feldes bewegen sich Ladungsträger in einem Leiter mit konstanter Driftgeschwindigkeit
v (j = env = rv mit n als Ladungsträgerkonzentration
bzw. r als Ladungsdichte). Die Energie, welche die
Ladungsträger im elektrischen Feld gewinnen, wird in Joule’sche Wärme
umgewandelt. Ein mechanisches Analogon wäre der verzögerte Fall einer Kugel in
einer viskosen Flüssigkeit, in welcher die Kugel nach einer kurzen Beschleunigungsphase
mit konstanter Geschwindigkeit sinkt. Die innere Reibung wird im Ohm’schen
Gesetz durch den Widerstand bzw. die Leitfähigkeit ausgedrückt.
Verschwindet der Widerstand (s®¥), so bewegt sich ein Ladungsträger unter dem
Einfluss eines elektrischen Feldes beschleunigt. Ein derartiger Fall liegt bei
Supraleitern vor. Wir bezeichnen mit mS, qS und nS
Masse, Ladung und Konzentration der supraleitenden Träger.
Die
Kraft qSE steht dann im Gleichgewicht mit der Trägheitskraft:
Die
Stromdichte jS ist definiert durch
Mit Hilfe der Definition
Erhält
man die erste Londongleichung (Trägheitsgesetz):
Diese
Gleichung beschreibt die beschleunigte (reibungsfreie) Bewegung von Ladungen
unter Einwirkung eines elektrischen Feldes.
Wir
untersuchen nun die Wirkung eines Magnetfeldes auf die Bewegung von Ladungsträgern
im Normal- und Supraleiter.
Für den Normalleiter erhalten wir unter Verwendung des Ohm’schen Gesetzes:
Mit
j = env und s = e2nt/m erhält man
mit
der Larmorfrequenz .
Diese Gleichung beschreibt das Fließen von Wirbelströmen im zeitlich veränderlichen Magnetfeld. Diese Wirbelströme müssen im zeitlich veränderlichen Feld immer neu angeworfen werden, da die Energie der Ladungsträger am Ohm’schen Widerstand in Wärme umgewandelt werden (Versuch: Thomson’scher Ringversuch).
Im Gegensatz dazu müssen die Wirbelströme im widerstandsfreien Fall nur einmal angeworfen werden.
Wir substituieren im Induktionsgesetz das elektrische
Feld mittels des Trägheitsgesetzes und erhalten die zweite London’sche Gleichung:
bzw.
Mit
Hilfe der Definitionen für L = mS/(nSqS2)
und j = eqSvS erhält man
Diese Gleichung beschreibt die Zirkulation eines Suprastromes mit der Larmorfrequenz wL unter dem Einfluss der Lorentzkraft.
Die Londongleichungen beschreiben elektrische Ströme, die von der Lorentzkraft im widerstandslosen Fall angetrieben werden. Insofern sind diese Gleichungen phänomenologisch auf die Bewegung von Ladungsträgern in Supraleitern anwendbar. Sie klären jedoch nicht die Ursachen der Supraleitung. Allerdings erfassen sie die charakteristischen elektromagnetischen Eigenschaften eines Supraleiters.
Da
sich das Magnetfeld B aus einem Vektorpotential A
ableiten lässt(*), kann man die zweite Londongleichung auch folgendermaßen aufschreiben:
Wie
im Falle des Ohm’schen Gesetzes kann man die Stromdichte also aus einem
Potential ableiten ().
so
kann man unter Verwendung der Zusammenhänge zwischen den Potentialen und Feldern
und
die
Londongleichungen herleiten. Da der Gradient des skalaren Potentials in einem
Supraleiter verschwindet, vereinfachen sich die letzten Relationen zu
Ersetzt
man das Vektorpotential durch -Lj , stehen sofort die Londongleichungen
da.
In
einem Normalleiter, für den das Ohm’sche Gesetz j = sE gilt, folgt dagegen bei verschwindendem Magnetfeld:
Und
daher
,
woraus
sich wegen das Ohm’sche Gesetz
in der bekannten Form
ergibt.
(*): Für einen beliebigen Vektor A gilt:
Mit der Maxwellgleichung
erhält man sofort