Zeigerdiagramm und trigonometrische Darstellung einer komplexen Zahl
Exponentialdarstellung:
Die aus der Gleichstromlehre bekannten Gesetzmäßigkeiten für die Addition von Strömen und Spannungen, etwa die Kirchhoff’schen Gesetze, gelten in der Wechselstromlehre für die Momentanwerte. Will man die Effektiv- bzw. Maximalwerte von Spannung und Strom in der Rechnung verwenden, muss man die Phasenbeziehungen dieser Größen zueinander berücksichtigen. Die grafische Auftragung der Spannungen U(t) bzw. Ströme I(t) als Zeiger in einem Polardiagramm entspricht ihrer mathematischen Behandlung als komplexe Zahl. Die Zeigerlänge entspricht dem Betrag (der Amplitude) einer harmonischen Größe, der Winkel des Zeigers mit der reellen Achse dem Phasenwinkel j = wt+j0. Die Projektion des Zeigers auf die reelle Achse ( u(t) = Re[U(t)] oder i(t) = Re[I(t)] ) entspricht dem Momentanwert der Spannung bzw. des Stromes. Wir betrachten zunächst die
Es
gilt der Maschensatz für die Momentanwerte
Trägt man die Spannungen in der Polarebene auf, so gilt folgende Zuordnung zwischen den Koordinaten und elektrischen Größen :
Der Strom ist bei einer Reihenschaltung überall
gleich groß. Man misst die relative Phasenlage aller Spannungen bezüglich des
Stromes. Da die Phasendifferenz zwischen Spannung und Strom am Ohm’schen
Widerstand gleich Null ist, entspricht auch die Phasenlage der am Ohm’schen
Widerstand abfallenden Spannung dem Wert j0W = 0.
Betrachtet man die Verhältnisse zu einem beliebigen
aber festen Zeitpunkt t = 0, so entsprechen die Phasenverschiebungen der einzelnen
Spannungen ui den Phasendifferenzen zum Spannungsabfall am gesamten
Ohm’schen Widerstand, wenn wir per definitionem j0W = 0 setzen. Tragen wir auf
der reellen Achse den maximalen Spannungsabfall am Ohm’schen Widerstand auf, so
erhalten wir eine Phasendifferenz von ± 90° zu dem Moment, wo an
einer Induktivität resp. Kapazität ein maximaler Spannungsabfall vorliegt.
Aus der grafischen Addition aller Einzelspannungen
erhält man die Gesamtspannung entsprechend dem Maschensatz. Der Winkel, den der
Zeiger Uges mit der reellen Achse einschließt, entspricht der Phasenverschiebung
zwischen Spannung und Strom.
Die grafischen Verhältnisse sind in folgender Skizze
dargelegt:
Für die Beträge der Spannungen (gemessen z.B. mit
einem auf Effektivwert geeichten Voltmeter – ueff = u0/Ö2) erhält man mit
folgenden Zusammenhang:
Für die Momentanwerte der Spannungen (gemessen z.B.
mit einem Oszillographen) gilt dann mit der Schreibweise
Wir
betrachten im folgenden ein Beispiel – die Reihenschaltung aus einer
Induktivität und einem Ohm’schen Widerstand. Es wird Netzspannung von ueff
= 220V angelegt. Am Widerstand R werde eine Spannung von ueffR =
180V gemessen. In der folgenden Tabelle sind die Amplituden, Effektivwerte und
Phasenverschiebungen der einzelnen Spannungen gegenüber dem Strom aufgetragen:
|
umax /V |
ueff / V |
j |
uR |
254,5 |
180 |
0° |
uL |
179 |
126,5 |
90° |
uges |
311 |
220 |
35,1° |
Für diese Werte wurde folgendes Polardiagramm für zwei verschiedene Zeitpunkte berechnet:
Aus
der letzten Tabelle geht hervor, dass die Maximal- resp. Effektivwerte der
Spannungen pythagoräisch addiert werden müssen. Dies gilt jedoch nicht für die
Momentanwerte. Aus der folgenden Grafik geht hervor, dass die Summe der
momentanen Spannungsabfälle an Induktivität und Ohm’schem Widerstand immer
gleich dem Betrag des Momentanwertes der Gesamtspannung ist:
Der
Spannungsabfall an R, C oder L kann einem Widerstand R resp. einer Impedanz XC,L
zugeordnet werden. Es gilt bei Reihenschaltung:
Wegen
der Phasenverschiebung von ±90° an C oder L ist jedoch
bei maximalem Strom der Spannungsabfall gleich Null (cos jL,C = 0, sinjL,C = ±1). Aus diesem Grunde sind die Impedanzen von
C und L imaginäre Größen.
Wir
hatten bereits gefunden:
und
Somit
gilt:
Diese Widerstände können analog zur Spannung in einem Zeigerdiagramm dargestellt und pythagoräisch addiert werden:
Für den Gesamtwiderstand Z einer Reihenschaltung aus R,C und L gilt somit:
Für den Betrag von Z gilt dann:
Der Widerstand hat ein Extremum (Minimum) vom Betrag Rges = R im Fall:
Letztere
Relation heißt auch Thomson’sche Schwingkreisformel.
Bei
der Parallelschaltung von Widerständen gilt der Knotensatz, in diesem Fall für
die Momentanwerte der Ströme:
Trägt man die Ströme in der Polarebene auf, so gilt folgende Zuordnung zwischen den Koordinaten und elektrischen Größen :
Man
bezieht alle Phasenlagen auf die Phasenlage der angelegten Spannung. Für den Momentanwert
des Gesamtstromes gilt:
mit
und
Bei Parallelschaltung von Wechselstromwiderständen werden wie im Gleichstromfall die Leitwerte addiert:
bzw.