Stehende elastische Wellen in
Flüssigkeiten und Gasen
Wir
beginnen mit der Untersuchung der Ausbreitung einer fortschreitenden
eindimensionalen harmonischen Druckwelle in einem isotropen elastischen
Medium. Dazu betrachten wir eine Flüssigkeits- oder Gassäule, die sich in einem
Rohr vom Querschnitt A befindet:
Wir
interessieren uns für die räumliche- und zeitliche Änderung des Druckes im
Rohr, um daraus die Wellengleichung herzuleiten.
a)
Räumliche Änderung des Druckes
Auf das Volumenelement V der Breite Dx im
Rohr wirkt die resultierende Kraft dF:
Für kleine Änderungen dx sind auch die Druckänderungen klein und es folgt mit
und
damit auch
Für die Beschleunigung der Gas- bzw. Flüssigkeitsmenge dm im Volumen V erhält man mittels der Newton’schen Bewegungsgleichung eine Beziehung zwischen räumlicher Druckänderung und Beschleunigung zu:
bzw.
Ein Druckgradient im Medium ist mit einer Beschleunigung verbunden.
b) Zeitliche
Änderung des Druckes
Das
eingezeichnete Volumenelement V ändert sich mit der Zeit zu
Mit dv = v’dx folgt damit wegen
Unter Verwendung der Definition der Kompressibilität
erhält man schließlich
Eine zeitliche Änderung des Druckes im Medium ist verbunden mit einem Geschwindigkeitsgradienten.
c)
Die Wellengleichung
Unter Verwendung von
und
erhält man durch Ableitung nach dem Ort bzw. der Zeit:
Eliminieren von führt zur
Wellengleichung
mit der
Phasengeschwindigkeit der Welle c
Analog führt das
Eliminieren des Druckes aus beiden Gleichungen zu einer Beziehung für die Geschwindigkeit
der im Medium oszillierenden Teilchen (Die lokale Geschwindigkeit v(x,t) darf
nicht verwechselt werden mit der Phasengeschwindigkeit c der Welle ):
Spezielle harmonische
Lösungen der obigen Wellengleichungen sind also:
und
Die Auslenkung der
oszillierenden Teilchen Dx mit der Amplitude Dx0 erhält man durch Integration der letzten Gleichung zu
Dabei gelten folgende
Beziehungen zwischen den Größen Dp0 (Druckamplitude), v0
(Schallschnelle) und Dx0:
Zwischen der
Druckamplitude Dp0 und der longitudinalen Schwingungsamplitude Dx0 besteht
eine Phasenverschiebung von 90°, d.h. Schwingungsknoten entsprechen
Druckbäuchen und den Schwingungsbäuchen entsprechen Druckknoten. Dies bedeutet,
dass an Stellen minimaler Auslenkung (relativer Ruhe der Teilchen) maximaler
Druck herrscht.
d) Eigenfrequenzen - Randwertprobleme
Fortschreitende Wellen
können sich nur in sehr langen Stäben oder Röhren ausbreiten. Wird eine Röhre,
die ein elastisches Medium enthält, abgeschlossen, so treten bei der Wellenausbreitung
Reflexionen auf. Reflexionen können nur vermieden werden, wenn die Energie am
Rohrende völlig „aufgebraucht“, d.h. absorbiert wird. In diesem Fall kann man
auch in kurzen Wellenleitern fortschreitende Wellen beobachten (d.h. es gibt
nur einlaufende Wellen). Ist dies nicht der Fall, so hat man auch rücklaufende
Wellen, die mit den einlaufenden Wellen interferieren, was zur Ausbildung von stehenden Wellen führt:
Findet an beiden Rohrenden, die bei x01 = 0 und x02
= L liegen sollen, eine Reflexion am harten Ende statt, so gelten folgende
Randbedingungen:
Diese Bedingungen sind
erfüllt, wenn der ortsabhängige Term der Gleichung verschwindet.
Aus
folgt
und
aus folgt mit
die Bedingung
bzw.
Es können sich also nur
bestimmte Wellen ausbreiten, die der Bedingung genügen. Für m = 1
erhält man die sogenannte Grundwelle, deren halbe Wellenlänge gleich der Stab-
bzw. Rohrlänge ist. Die Frequenz, mit der man diese Welle anregen kann, folgt
mittels der Phasengeschwindigkeit. Ganzzahlige Vielfache dieser Frequenz heißen
Oberwellen.
Erfolgt eine Reflexion am
offenen Ende, gilt folgende Randbedingung:
Aus der Bedingung für die
Reflexion am festen Ende folgt wiederum
Wir haben am offenen Ende
einen Schwingungsbauch, für den gilt:
Daraus folgt
Damit erhalten wir:
bzw. für die
Eigenfrequenzen
Ein einseitig fest
eingespannter Stab der Länge L entspricht somit einem Viertel der Grundwellenlänge
(L=l/4). Am losen Ende befindet
sich ein Schwingungsbauch. Bei einem beidseitig eingespannten Stab befindet
sich der Schwingungsbauch dagegen in der Mitte (L=l/2).