Stehende Wellen
Wir
betrachten die Amplitude einer harmonischen Welle y0, etwa einer
Wasser- oder Seilwelle y(x,t) = y0sin(wt + kx). Die Amplitude
verschiebt sich mit der Phasengeschwindigkeit c = w/k entlang der Ausbreitungsrichtung. Im Falle
der Reflexion der Welle an einem Hindernis, etwa einer Wand, überlagert sich
die einlaufende Welle mit der rücklaufenden Welle yR(x,t) = y0sin(wt - kx). Da die rücklaufende Welle die
entgegengesetzte Ausbreitungsrichtung hat, ist hier k durch –k ersetzt. Für die
Superposition beider Wellen erhält man aus
mit
Hilfe des Additionstheorems
Wir erhalten einen Ausdruck, der eine Welle
beschreibt, deren Amplitude im Raum zu stehen scheint, deren Amplitudenbetrag
aber entsprechend einer Kosinusfunktion im Raum verläuft. Es gibt Stellen im
Abstand l/2, an denen die Amplitude
immer Null ist, die sogenannten Knoten, sowie Punkte, an denen die Amplitude ein relatives Maximum
hat, die sogenannten Bäuche.
Die Welle schwingt zeitlich periodisch auf und ab entsprechend dem räumlichen
Verlauf der Amplitude.
Der Wechsel von k auf –k bei der Reflexion
entspricht einem Phasensprung von 180°. Dies bedeutet, dass an der reflektierenden
Wand die Auslenkung von y auf –y wechselt, woraus wiederum folgt, dass die
Überlagerung aus ein- und auslaufender Welle an der Wand die resultierende
Auslenkung yS(x
= xWand) = 0 ergibt. Dies ist in der Regel auch die Randbedingung bei einer
„harten“ Reflexion.
(Beispiel:
Seilwelle – ist das Seil an einer Wand befestigt, ist die Auslenkung aufgrund
der experimentellen Bedingungen gleich Null).
Die Überlagerung einer reflektierten Welle mit der
einlaufenden Welle ist in den folgenden Grafiken dargestellt:
In der folgenden Abbildung ist noch einmal die
Auslenkung yS(x) der stehenden Welle zu verschiedenen Zeitpunkten aufgetragen:
: Knoten ;
dicke Linie: reflektierende Wand
Die Abbildung verdeutlicht, dass sich die Position
der Knoten und Bäuche mit der Zeit nicht ändert – die Welle “steht“ im Raum. An
der reflektierenden Wand befindet sich ein Knoten. Ist die Auslenkung an der
Wand durch die experimentellen Bedingungen nicht hart auf Null gesetzt (weiche
Reflexion, wie z.B. an einem locker befestigten Seil), so findet kein
Phasensprung statt.
In allgemeinen Fall einer Überlagerung von hin- und
rücklaufenden Wellen, zwischen denen eine Phasenverschiebung j besteht
enthält die Phase den zusätzlichen Phasenwinkel j/2. Man erhält nunmehr folgendes Ergebnis:
Wir ersetzen nunmehr noch x durch die Koordinate x’
= x-x0, wobei x0 die Koordinate der Wand bezeichnet, an
der der Phasensprung stattfindet. Die Auslenkung der stehenden Welle bezieht
sich dann auf den Abstand zur Wand:
Bei Reflexion am festen Ende ist j = p und yS(x=x0)
= 0. An der Wand befindet sich ein Schwingungsknoten.
Bei Reflexion am losen Ende ist j = 0 und yS(x=x0)= 2y0sin(wt). An der Wand befindet sich ein Schwingungsbauch.
Die folgende Abbildung stellt eine stehende Welle
dar, bei der sich die Wand an der Stelle x = x0 = 2cm befindet: