© Die Welt (Hamburg), 1990
Die Welt (Hamburg), Samstag/Sonntag, 17./18.11.1990, Nr. 270 - 46. Woche, Beilage: Geistige Welt, S. IV

WISSENSCHAFT

Wie schnell ist das Licht?

Die Lichtgeschwindigkeit, von den Physikern kurz mit dem Buchstaben „c“ tituliert, gilt als die größtmögliche Geschwindigkeit, mit der sich ein Signal ausbreiten kann. Jüngste theoretische Arbeiten deuten jedoch darauf hin, daß Licht doch noch ein klein wenig schneller als „c“ sein kann.

Mit beachtlichen 299 Millionen 792 Tausend 458 Metern pro Sekunde breiten sich Lichtwellen aus und Galileo Galilei, der als erster um das Jahr 1600 versucht hatte, ihre Geschwindigkeit zu messen, scheiterte dabei kläglich. Den ersten gar nicht so schlechten Zahlenwert für „c“ gab es dann ab 1676. Der Astronom Olaf Roemer schloß damals aus der Beobachtung von unterschiedlichen Zeitdauern für die Bedeckung des Jupitermondes Ganymed auf eine Lichtgeschwindigkeit von 240 Millionen Metern je Sekunde. Heute erlauben moderne Meßmethoden die Bestimmung der wichtigen physikalischen Konstante „c“ auf viele Stellen nach dem Komma.

Ob die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum wirklich eine Konstante ist, die weder über- noch unterschritten werden kann, wird derzeit durch eine Veröffentlichung des Physikers K. Scharnhorst von der Humboldt-Universität in Berlin in Frage gestellt. Nach der Theorie der Quantenelektrodynamik (QED) besteht das Vakuum nicht einfach aus „Nichts“, sondern besitzt spezifische und auch manipulierbare Eigenschaften. In einem Gedankenexperiment betrachtete er zwei Metallplatten, die sich in einem Abstand von einem Millionstel Meter im Vakuum befinden. Läßt man zwischen ihnen Licht laufen, so kann dessen Geschwindigkeit um einen außerordentlich kleinen Betrag erhöht werden. Auch wenn dieser Wert so winzig ist, daß an eine Messung überhaupt nicht gedacht werden kann, so steht doch die interessante Theorie im Raum, daß Licht doch schneller als mit „c“ fliegen kann.

N. L.


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