(Rubens’sches Flammenrohr)
Beim
sogenannten Rubens’schen Flammenrohr wird vor einem Metallrohr (hier Messing)
am offenen Ende zwecks Einkopplung einer Schallwelle ein Lautsprecher positioniert.
Die Schallwelle breitet sich im Rohr aus und wird am abgeschlossenen „festen“
Ende reflektiert. Die Frequenz der Schallwelle und ihre Amplitude kann mittels
eines Sinusgenerators verändert werden. Der Generator ist mit dem Lautsprecher
verbunden.
Für
bestimmte Frequenzen bilden sich im Rohr stehende Wellen aus. Am Ende des
Rohres befindet sich ein Auslenkungsknoten, an der Einkoppelstelle ein
Auslenkungsbauch. Die Amplitude des “Bauches“ wird bestimmt durch die
Auslenkung der Lautsprechermembran.
Um
die stehende Welle sichtbar zu machen, wird in das Rohr Gas eingelassen,
welches durch kleine in regelmäßigen Abständen angebrachte Öffnungen an der
Oberseite des Rohres entweichen kann. Die von unten einströmende
Erdgasmenge wird so einreguliert, daß
das aus den Löchern austretende und entzündete Gas etwa 5-8 cm hohe Flämmchen ergibt.

Position
Amplituden(Auslenkungs-)knoten p = p0
Bevor der Lautsprecher eingeschaltet wird, brennt das Gas mit gleich hohen Flammen. Dies ändert sich unwesentlich, wenn man die Schallquelle einschaltet. Durch Variation der Frequenz wird erreicht, dass das Flammenbild relative Maxima und Minima zeigt:
Wo innen im Rohr ständig ein zeitlich konstant hoher Druck herrscht (ein Auslenkungsknoten Dp = 0), brennen außen die Flammen hoch. Wo innen der Druck ständig wechselt (Auslenkungsbauch Dp>0) und damit das Gas an den Löchern ständig vorbeiströmt, brennen außen die Flammen niedrig (siehe Diskussion am Ende dieser Erörterung). Wir haben also folgende Zuordnung:
|
Auslenkungsknoten |
Flammenhöhe rel. Maximum |
|
Auslenkungsbauch |
Flammenhöhe rel. Minimum |
Für das oben gezeigte Flammenbild gelten folgende Parameter:
|
Frequenz / Hz |
Abstand Maxima / m l/2 |
Rohrlänge l / m |
Zahl der Halbwellen |
Gasart |
|
430 ± 10 |
0,52 ± 0,01 |
3,30 |
6 |
Erdgas |
Der Abstand der relativen Flammenmaxima (Knoten der Schallwelle) entspricht der halben Wellenlänge 52 cm. Wir beobachten für 430 Hz insgesamt 6 Halbwellen zuzüglich einer Viertelwellenlänge am offenen Ende. In Rohren mit einem offenen und einem geschlossenen Ende können sich stehende Wellen mit folgenden Wellenlängen ln ausbreiten:
bzw. 
Setzen
wir l = 3,3m und n = 6 in obige Gleichung ein, so folgt für die Wellenlänge
1,015m in guter Übereinstimmung mit dem gemessenen wert l = 1,04 m. Wir verwenden im weiteren den
Mittelwert l = 1,03 m.
Aus
gemessener Wellenlänge und Frequenz folgt die Schallgeschwindigkeit im Rohr zu

Für
elastische Wellen in Gasen erhielten wir durch Lösen der Wellengleichung die
Relation
mit

Wir ermitteln den Kompressionsmodul unter Verwendung der Zustandsgleichung für ideale Gase (m- Gasmasse; µ-molare Masse):
bzw. 
Differentiation ergibt k:

Wegen m/V = r verwenden wir die Zustandsgleichung in der Form:

Damit
erhält man für den Kompressionsmodul eines idealen Gases:

und damit für die Schallgeschwindigkeit:

Die
Schallgeschwindigkeit verhält sich reziprok zur Wurzel aus der molaren Masse.
Das Verhältnis zweier molarer Massen ist somit bestimmt durch das Verhältnis
des Quadrates der Schallgeschwindigkeiten:

Wir
erhalten für µLuft = 29g, cLuft = 330 m/s und cGas
= 443 m/s den Wert µGas=16,1g. Damit haben wir nachgewiesen, dass
Erdgas mit einer mittleren relative Molekülmasse µr =16 im
wesentlichen aus Methan besteht.

Die
Resultate unserer quantitativen Auswertung lauten also:
|
λn / m |
c / ( m/s ) |
µr |
Gas |
|
1,03 |
443 |
16 |
Methan |
Wir
erörtern nachträglich den Zusammenhang zwischen Flammenhöhe und Auslenkung der
Gasmoleküle.
Die Flammenhöhe bildet den
Verlauf des statischen Druckes entlang des Rohres ab. Der statische Druck eines
strömenden Gases in Rohren wird durch die Bernoulligleichung beschrieben:
Bernoulli-Gleichung:

Der
Term
ist der sogenannte
Staudruck. Der statische Druck eines bewegten Mediums ist bei konstantem
Gesamtdruck um den Betrag des Staudruckes reduziert (Sogeffekt). Ein strömendes Gas wird also an der Austrittsöffnung
einen niederen Druck aufweisen, als ein ruhendes Gas.
Ein
ruhendes Gas entspricht in der stehenden Welle den Schwingungsknoten. Die thermische
Bewegung des Gases bleibt hierbei außer acht, da diese Bewegung isotrop, die
Welle aber gerichtet ist. Die thermische Bewegung bewirkt einen
Teilchenaustausch, die mittlere Geschwindigkeit ![]()
im
Knoten ist jedoch gleich Null. Die Geschwindigkeit eines Gasteilchens hängt mit
der Auslenkungsamplitude zusammen:
. Für die
Druckverhältnisse an einer Ausströmöffnung benötigen wir einen zeitlichen
Mittelwert. Da für den Staudruck das Quadrat der Geschwindigkeit bestimmend
ist, berechnen wir den zeitlichen quadratischen Mittelwert – den sogenannten
Effektivwert. Für sinusartige Schwingungen gilt:

Allgemein
gilt an jedem Punkt x des Rohres:

Damit wird der statische Druck reduziert um den durch die Gasbewegung bestimmten Staudruck:

In einem Knoten gilt:

In einem Bauch wird die Druckschwankung bestimmt durch den maximalen Betrag der Druckschwankung. Allerdings muss der zeitliche Mittelwert der Druckschwankung aus dem Effektivwert von vmax verwendet werden:
