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Beispiel: Kanonische Dichtematrix für ein harmonisches Oszillator

Das Modell ist wichtig, da die Ansammlung harmonischer Oszillatoren ein typisches Modell für viele Situationen ist (Moleküle, Einstein-Modell eines Kristalls, u.s.w.). Wir betrachten den eindimensionalen Fall; die Situation in höheren Dimensionen entspricht einem direkten Produkt eindimensionale Dichtematrizen.

\begin{displaymath}
\hat{H}(p,q)=\frac{1}{2}\left( \hat{p}^{2}+\omega ^{2}\hat{q}^{2}\right) .
\end{displaymath}

(Bemerkung: Parallel zu unserem Phononenbild, sind hier $q$ die Normalkoordinaten, und $p$ die entsprechende Impulse. Die Normalkoordinate hat die Dimension $\left[ \mathrm{L}\cdot \mathrm{M}^{1/2}\right] $. Koordinate $x$ folgt als $x=q/\sqrt{m}$, wobei $m$ die Masse der Teilchen ist).

Die Energien der Zuständen sind

\begin{displaymath}
\epsilon _{n}=\hbar \omega \left( n+\frac{1}{2}\right) .
\end{displaymath}

Bestimmen wir die Koordinaten-Dichtematrix des harmonischen Oszillators:

\begin{displaymath}
\rho (q,q^{\prime })=a\sum_{n=0}^{\infty }e^{-\beta \epsilon _{n}}\psi
_{n}(q^{\prime })\psi _{n}(q)
\end{displaymath}

mit Normierungskonstante $a=Z^{-1}$ (die Wellenfunktionen in 1d sind reell!), siehe Landau + Lifshitz, Band 5 §31.

Wir berechnen die diagonalen und die nichtdiagonalen ''Elemente'' von $\rho $ getrennt.

a) Diagonale: $q=q^{\prime }$. Die Berechnung basiert auf einen Trick: Berechnen wir zuerst

\begin{displaymath}
\frac{\partial \rho (q,q)}{\partial q}=2a\sum_{n=0}^{\infty ...
...lon _{n}}\psi _{n}(q)\frac{\partial \psi _{n}(q)}{\partial q}.
\end{displaymath}

Da $\partial /\partial q$ proportional zum Impulsoperator $\hat{p}=-i\hbar
\partial /\partial q$ ist, und da der Impulsoperator für ein harmonischen Oszillator die von 0 unterschiedlichen Matrizenelementen nur zwischen die benachbarnten Zuständen besitzt, erhalten wir

\begin{displaymath}
\frac{\partial \psi _{n}(q)}{\partial q}=\frac{i}{\hbar }\le...
...\vert \hat{p}\left\vert n\right\rangle \psi _{n+1}(q)\right] .
\end{displaymath}

Da für ein harmonischen Oszillator gilt $\left\langle n-1\right\vert \hat{p}%
\left\vert n\right\rangle =-i\omega \left\langle n-1\right\vert \hat{q}\left\vert
n\right\rangle $ und $\left\langle n+1\right\vert \hat{p}\left\vert n\right\rangle
=i\omega \left\langle n+1\right\vert \hat{q}\left\vert n\right\rangle $ bekommen wir

\begin{eqnarray*}
\frac{\partial \rho }{\partial q} &=&2a\sum_{n=0}^{\infty }e^{...
...t{q}\left\vert n\right\rangle \psi _{n+1}(q)\psi _{n}(q)\right]
\end{eqnarray*}

Unter der Benutzung der Tatsache, dass $\epsilon _{n+1}=\epsilon _{n}+\hbar
\omega $, dass $\left\langle n-1\right\vert \hat{q}\left\vert n\right\rangle
=\left\langle n\right\vert \hat{q}\left\vert n-1\right\rangle $ und dass $%
\left\langle -1\right\vert \hat{q}\left\vert n\right\rangle =0$ (die ''-1.'' Zustand ist abwesend) erhalten wir

\begin{displaymath}
\frac{\partial \rho }{\partial q}=-2\frac{a\omega }{\hbar }\...
...\hat{q}\left\vert n+1\right\rangle \psi _{n}(q)\psi
_{n+1}(q).
\end{displaymath}

Auf analoge Weise findet man (unter Benutzung der rekurente Beziehungen zwischen der Wellenfunktionen mit verschiedenen $n$)

\begin{displaymath}
q\rho (q,q^{\prime })=a\sum_{n=0}^{\infty }e^{-\beta \epsilo...
...ft\vert n+1\right\rangle \psi _{n+1}(q)\psi _{n}(q^{\prime }),
\end{displaymath}

so dass

\begin{displaymath}
\frac{\partial \rho }{\partial q}=-\frac{2\omega }{\hbar }\mbox{th}\left( \frac{%
\beta \hbar \omega }{2}\right) q\rho
\end{displaymath}

und deswegen

\begin{displaymath}
\rho (q,q)=A\exp \left[ -q^{2}\frac{\omega }{\hbar }\mbox{th}\left( \frac{\beta
\hbar \omega }{2}\right) \right] ,
\end{displaymath}

eine Gaussverteilung. Die Normierung $\mbox{Sp}\rho =\int_{-\infty }^{\infty }\rho
(q,q)dq=1$ ergibt:


\begin{displaymath}
\rho (q,q)=\sqrt{\frac{\omega }{\pi \hbar }\mbox{th}\frac{\h...
...ac{\omega }{\hbar }\mbox{th}\frac{\hbar \omega }{2kT}\right) .
\end{displaymath} (24)

b) Zur Berechnung der nichtdiagonale Elementen führen wir Koordinaten $r$ und $s$: $q=r+s$, $q^{\prime }=r-s$. Berechnen wir

\begin{displaymath}
\frac{\partial \rho }{\partial s}=\frac{\partial \rho }{\par...
...{n}(q^{\prime })}{\partial q^{\prime }%
}\psi _{n}(q)\right] .
\end{displaymath}

so dass

\begin{displaymath}
\frac{\partial \rho }{\partial s}=-\frac{a\omega }{\hbar }\l...
...{n}(q^{\prime })-\psi _{n}(q)\psi _{n+1}(q^{\prime })\right] .
\end{displaymath}

Auf analoge Weise findet man

\begin{displaymath}
s\rho (q,q^{\prime })=a\left( 1-e^{-\beta \hbar \omega }\rig...
..._{n}(q^{\prime })-\psi
_{n}(q)\psi _{n+1}(q^{\prime })\right]
\end{displaymath}

so dass

\begin{displaymath}
\frac{\partial \rho }{\partial s}=-\frac{2\omega }{\hbar }\mbox{cth}\frac{\hbar
\omega }{2kT}
\end{displaymath}

und

\begin{displaymath}
\rho (q,q^{\prime })=A(r)\exp \left( -s^{2}\frac{\omega }{\hbar }\mbox{cth}\frac{%
\hbar \omega }{2kT}\right) .
\end{displaymath}

Die Funktion $A(r)$ ist eigentlich schon bekannt, da für $s=0$ (am ''Diagonale'') ist $r=q=q^{\prime }$, so dass $A(r)$ ist durch Gl.(24) mit $r=q$ gegeben. Insgesamt erhält man

\begin{displaymath}
\rho (q,q^{\prime })=\sqrt{\frac{\omega }{\pi \hbar }\mbox{t...
...{\omega }{4\hbar }\mbox{cth}\frac{\hbar
\omega }{2kT}\right) .
\end{displaymath}

Bemerkung: Die diagonalen ''Elemente''

\begin{displaymath}
\rho (q,q)=a\sum_{n=0}^{\infty }e^{-\epsilon _{n}/kT}\left\vert \psi
_{n}(q)\right\vert ^{2}
\end{displaymath}

entsprechen der Wahrscheinlichkeitsdichte $P(q)$, einen Teilchen am Orte $q$ zu finden. Diese Wahrscheinlichkeit ist durch Gl.(24) gegeben, und ist immer Gaußverteilt.

\begin{displaymath}
P(q)=\sqrt{\frac{\omega }{\pi \hbar }}\exp \left( -\frac{\omega }{\hbar }%
q^{2}\right) .
\end{displaymath}

Für den Grenzfall $kT\ll \hbar \omega $ haben wir in ''richtige'' koordinate $x$

\begin{displaymath}
P(q)=\sqrt{\frac{\omega }{\pi m\hbar }}\exp \left( -\frac{\omega }{m\hbar }%
x^{2}\right) .
\end{displaymath}

Das ist einfach die eintsprechende Quadrat der Wellenfunktion im Grundzustand. Dagegen erhalten wir für $kT\gg \hbar \omega $

\begin{displaymath}
P(q)=\sqrt{\frac{\omega ^{2}}{2\pi kT}}\exp \left( -q^{2}\frac{\omega ^{2}}{%
2kT}\right)
\end{displaymath}

oder

\begin{displaymath}
P(q)=\sqrt{\frac{\omega ^{2}}{2\pi mkT}}\exp \left( -x^{2}\f...
...ppa }{2\pi kT}}\exp \left( -\frac{%
\kappa x^{2}}{2kT}\right)
\end{displaymath}

(mit $\kappa =\omega ^{2}/m$ - die ''Federkonstante''), eine Boltzmannverteilung. In dem gleichen Limes verschwinden die nichtdiagonalenËlemente:

\begin{displaymath}
\rho(q,q') \rightarrow P(q)\delta(q-q').
\end{displaymath}

Da die Impulse und die Koordinaten des Harmonischen Oszillators symmetrisch in den Hamilton-Operator eingehen ( $q\rightarrow p/\omega $), hat die Dichtematrix im Impuls-Darstellung die gleiche Form. Im klassischen Fall $%
kT\gg \hbar \omega $ geht ihr Diagonalteil in die Maxwell-Verteilung über:

\begin{displaymath}
P(p)=\sqrt{\frac{1}{2\pi mkT}}\exp \left( -\frac{p^{2}}{2mkT}\right) .
\end{displaymath}


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Prof. Igor Sokolov 2004-07-01