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Harmonischer Oszillator

Alles, was schwingt, kann mehr oder weniger durch eine harmonischen Oszillation angenähert werden!

\begin{displaymath}
\hat{H}=\frac{1}{2}\frac{1}{m}\hat{p}^{2}+\frac{1}{2}m\omega ^{2}x^{2}
\end{displaymath}

mit $\omega ^{2}=k/m$, $k$-Federkonstante. Bemerkung: da $U\rightarrow
\infty $ für $x\rightarrow \pm \infty $, besitzt das Operator nur diskretes Spektrum.

SGl:

\begin{displaymath}
\left\{ \frac{1}{2}\frac{\hbar ^{2}}{m}\frac{d^{2}}{dx^{2}}-\frac{1}{2}%
\omega ^{2}mx^{2}+E\right\} \psi (x)=0.
\end{displaymath}

Variablenwechsel: Dimensionslose Koordinate $\xi $ und Energie $\epsilon $:

\begin{displaymath}
\xi =x\sqrt{\frac{m\omega }{\hbar }},\qquad \epsilon =\frac{2E}{\hbar \omega
}.
\end{displaymath}

$\Rightarrow $
\begin{displaymath}
\left\{ \frac{d^{2}}{dx^{2}}-\xi ^{2}+\varepsilon \right\} \psi (\xi )=0.
\end{displaymath} (12)

Da für $\xi \rightarrow \pm \infty $ $\left\{ d^{2}/dx^{2}-\xi
^{2}\right\} \psi (\xi )\simeq 0$, ist für grosse $\xi $ $\psi (\xi
)\simeq \exp (-\xi ^{2}/2)$. Daher sucht man die Lsg. in der Form:

\begin{displaymath}
\psi (\xi )=f(\xi )e^{-\xi ^{2}/2}.
\end{displaymath}

Einstellen in Eq.(12) ergibt für $f$:

\begin{displaymath}
f^{\prime \prime }-2\xi f^{\prime }+(\epsilon -1)f=0.
\end{displaymath}

Damit die Lsg. von (12) überall endlich bleibt, muss $f$ nicht besonders schnell wachsend sein (z.B. ein Polynom). Solche Ls'gen existieren tatsächlich für

\begin{displaymath}
\epsilon -1=2n
\end{displaymath}

mit $n=0,1,2,...$: $f(\xi )=C_{n}H_{n}(\xi )$, $H_{n}$ - ein HERMITE-Polynom:

\begin{eqnarray*}
H_{0}(\xi ) &=&1 \\
H_{1}(\xi ) &=&2\xi \\
H_{3}(\xi ) &=&4\xi ^{2}-2 \\
H_{4}(\xi ) &=&8\xi ^{2}-12\xi \\
&&...
\end{eqnarray*}

Die Hermite-Polynome genügen folgenden Rekursionsbeziehungen:

\begin{eqnarray*}
H_{n+1}(\xi ) &=&2\xi H_{n}(\xi )-2nH_{n-1}(\xi ) \\
\frac{d}{d\xi }H_{n}(\xi ) &=&2nH_{n-1}(\xi ).
\end{eqnarray*}

$C_{n}$ ist eine Normierungskonstante:

\begin{displaymath}
C_{n}=\left( \frac{1}{\sqrt{\pi }n!}2^{n}\right) ^{1/2}.
\end{displaymath}

Daher:

\begin{displaymath}
E_{n}=\hbar \omega \left( n+\frac{1}{2}\right)
\end{displaymath}

( $E_{0}=\hbar \omega /2$ - die Nullpunktenergie).

Wie kommt man auf die Lösungen? Suchen wir nach einer Lösung der Gl.(5.7) in Form einer Potenzreihe:

\begin{displaymath}
f(\xi )=\sum_{n=0}^{\infty }\alpha _{n}\xi ^{n}
\end{displaymath}

(da die Lösungen der Ausgangsgleichung eine wohldefinierte Parität haben müßen, bestehen die Reihen ausschlisslich aus geraden oder aus ungeraden Potenzen von $x$). Einstellen in der Gl.(5.7) und sammeln der Koeffizienten vor den gleichen Potenzen von $x$ ergibt:

\begin{displaymath}
\sum_{n}\left[ \alpha _{n+2}(n+2)(n+1)+\alpha _{n}(\epsilon -1-2n)\right]
x^{n}=0.
\end{displaymath}

Da $x$ eine freie Variable ist, soll der Ausdruck $[...]$ für jedes Glied verschwinden. Daraus resultiert eine Rekursionsformel:
\begin{displaymath}
\alpha _{n+2}=\frac{2n+1-\epsilon }{(n+2)(n+1)}\alpha _{n}.
\end{displaymath} (13)

Die erlaubt das Ausdrucken von allen Koeffizienten durch $\alpha _{0}$ für die gerade und durch $\alpha _{1}$ für die ungerade Lösungen. Ist ein der Koeffizienten $\alpha _{i}=0$ so verschwinden auch alle folgende Koeffizienten: Die Reihe bricht ab.

Wenn die Reihe nicht abbricht, dann haben wir für große $n$

\begin{displaymath}
\alpha _{n+2}\simeq \frac{2}{n}\alpha _{n},
\end{displaymath}

d.h. $\alpha _{n+2}/\alpha _{n}\simeq 2/n$. Das entspricht für große $%
n$ der Reihenentwicklung von $\exp (x^{2})=\sum_{m=0}^{\infty }\beta
_{m}x^{2m}=\sum_{m=0}^{\infty }x^{2m}/m!$ mit $\beta _{m+2}/\beta
_{m}=1/(m/2+1)!\simeq 2/m$ für die geraden Zustände oder der Reihenentwicklung von $x\exp (x^{2})$ für die ungeraden Zustände (gleichermassen). Das heißt, dass wenn die Reihe nicht abbricht, divergiert die Wellenfunktion $\psi (\xi )=f(\xi )e^{-\xi ^{2}/2}$ für $\xi \rightarrow \pm \infty $. Die Reihe muss also abbrechen. Das ist nur dann möglich, wenn

\begin{displaymath}
\epsilon =2n+1,
\end{displaymath}

wohin unsere Energiebedingung folgt. Die Hermite-Polynome folgen aus unserer Rekursionsformel Eq.(13) und der Normierungsbedingung für die gesamte Wellenfunktion.

\begin{figure}\begin{center}\epsfxsize = 5in
\epsffile{Harmonic.eps}
\end{center}\end{figure}

Mathematischer Einschub: Die Orthogonalpolynome


Das System der Polynome

\begin{displaymath}
f_{n}(x)=k_{n}^{(n)}x^{n}+k_{n-1}^{(n)}x^{n-1}+... \quad (*)
\end{displaymath} (14)

wird als eine Familie der Ortogonalpolynome auf $\left[ a,b\right] $ bezeichnet, wenn sie der (gewichteten) Orthogonalitätsbeziehung

\begin{displaymath}
\int_{a}^{b}w(x)f_{n}(x)f_{m}(x)dx=0
\end{displaymath}

für eine Gewichtung $w(x)$ und $n\neq m$ genügen. Der obere Index in Gl. (*) bezeichnet das Glied der Familie, der untere Index entspricht der Potenz von $x$. Die Normierung ist durch eine Zusatzbeziehung gegeben

\begin{displaymath}
\int_{a}^{b}w(x)f_{n}^{2}(x)dx=h_{n}.
\end{displaymath}

Solche Polynome genügen einer Rekursionsbeziehung

\begin{displaymath}
f_{n+1}=(a_{n}+xb_{n})f_{n}-c_{n}f_{n-1}
\end{displaymath}

mit

\begin{displaymath}
b_{n}=\frac{k_{n+1}^{(n+1)}}{k_{n}^{(n)}},\quad a_{n}=b_{n}\...
...}^{(n+1)}k_{n-1}^{(n-1)}}{k_{n}^{(n)2}}
\frac{h_{n}}{h_{n-1}}.
\end{displaymath}

Alle solche Polynome folgen aus der RODRIGUES-Formul

\begin{displaymath}
f_{n}=\frac{1}{e_{n}}\frac{1}{w(x)}\frac{d^{n}}{dx^{n}}\left\{ w(x)\left[
g(x)\right] ^{n}\right\}
\end{displaymath}

wobei das Polynom $g(x)$ unabhängig von $n$ ist (das gewährleistet die Orthogonalität, Gl.(*)), und genügt einer Differenzialgleichung

\begin{displaymath}
g_{2}(x)f_{n}^{\prime \prime }+g_{1}(x)f_{n}^{\prime }+g_{0}(x,n)f_{n}=0,
\end{displaymath}

wobei die Polynome $g_{1}(x)$ und $g_{2}(x)$ nicht von $n$ abhängen. Die Hermite-Polynome sind eine Familie mit $g_{2}(x)=1,$ $g_{2}(x)=-2x$ und $%
g_{0}(x,n)=2n$, die Gewichtung $w(x)=e^{-x^{2}}$, und $h_{n}=\sqrt{\pi }%
2^{n}n!$. Für solche Polynome gilt $e_{n}=(-1)^{n}$ und $g(x)=1.$ Alle Eigenschaften der Orthogonalpolynome finden ihre Entsprechung in Eigenschaften der Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren.

Aus der Rekursionsbedingungen für die Hermite-Polynome folgt:

\begin{displaymath}
\xi \psi _{n}=\sqrt{\frac{n}{2}}\psi _{n-1}+\sqrt{\frac{n+1}{2}}\psi _{n+1}
\end{displaymath} (15)

und

\begin{displaymath}
\frac{\partial \psi _{n}}{\partial \xi }=2\sqrt{\frac{n}{2}}\psi _{n-1}-\xi
\psi _{n}
\end{displaymath}

und somit
\begin{displaymath}
\frac{\partial \psi _{n}}{\partial \xi }=2\sqrt{\frac{n}{2}}\psi _{n-1}-%
\sqrt{\frac{n+1}{2}}\psi _{n+1}.
\end{displaymath} (16)

Aus der (15) und (16) folgen nützliche Beziehungen:
$\displaystyle \frac{1}{\sqrt{2}}\left( \xi +\frac{\partial }{\partial \xi }\right) \psi
_{n}$ $\textstyle =$ $\displaystyle \sqrt{n}\psi _{n-1}$  
$\displaystyle \frac{1}{\sqrt{2}}\left( \xi -\frac{\partial }{\partial \xi }\right) \psi
_{n}$ $\textstyle =$ $\displaystyle \sqrt{n+1}\psi _{n+1}$ (17)

Die entsprechende Operatoren

\begin{displaymath}
\hat{a}=\frac{1}{\sqrt{2}}\left( \xi +\frac{\partial }{\part...
...\right)
=\frac{1}{\sqrt{2}}\left( \xi +i\hat{p}_{\xi }\right)
\end{displaymath}

und

\begin{displaymath}
\hat{a}^{+}=\frac{1}{\sqrt{2}}\left( \xi -\frac{\partial }{\...
...\right) =\frac{1}{\sqrt{2}}\left( \xi -i\hat{p}_{\xi }\right)
\end{displaymath}

werden das Vernichtungs- und Erzeugungsoperator genannt. In Ausgangsvariablen des Problems sind

\begin{displaymath}
\hat{a}=\frac{1}{\sqrt{2\hbar }}\left( \sqrt{m\omega }\hat{x}+\frac{i}{\sqrt{%
m\omega }}\hat{p}\right)
\end{displaymath}

und

\begin{displaymath}
\hat{a}^{+}=\frac{1}{\sqrt{2\hbar }}\left( \sqrt{m\omega }\hat{x}-\frac{i}{%
\sqrt{m\omega }}\hat{p}\right) .
\end{displaymath}

Aus dem Kommutator $\left[ \hat{x},\hat{p}\right] =i\hbar $ bekommt man

\begin{displaymath}
\left[ \hat{a},\hat{a}^{+}\right] =1
\end{displaymath}

(die Operatoren $\hat{a}$ und $\hat{a}^{+}$ sind dimensionslos). Da gilt

\begin{displaymath}
\hat{x}=\sqrt{\frac{m\omega }{2\hbar }}(\hat{a}+\hat{a}^{+})
\end{displaymath}

und

\begin{displaymath}
\hat{p}=-i\sqrt{\frac{\hbar m\omega }{2}}(\hat{a}-\hat{a}^{+})
\end{displaymath}

bekommt unser Hamiltonian

\begin{displaymath}
\hat{H}=\frac{1}{2}\frac{1}{m}\hat{p}^{2}+\frac{1}{2}m\omega ^{2}x^{2}
\end{displaymath}

die Gestalt

\begin{displaymath}
\hat{H}=\hbar \omega \left( \hat{a}^{+}\hat{a}+\frac{1}{2}\right) .
\end{displaymath}

Die Kombiantion $\hat{n}=\hat{a}^{+}\hat{a}$ wird als Besetzungszahloperator bezeichet.

Die Wellenfunktion des $n$-ten Zustandes kan man durch wiederhohlte Anwendung des Operators $\hat{a}^{+}$ auf $\psi _{0}(\xi )=\frac{1}{\pi
^{1/4}}e^{-\xi ^{2}/2}$ bestimmen:

\begin{displaymath}
\psi _{n}=\frac{1}{\sqrt{n!}}(\hat{a}^{+})^{n}\psi _{0}.
\end{displaymath}

Durch wiederholte Anwendung von (17) bekommt man die Gleichungen

\begin{eqnarray*}
\hat{a}\hat{a}^{+}\psi _{n} &=&(n+1)\psi _{n} \\
\hat{a}^{+}\hat{a}\psi _{n} &=&n\psi _{n}
\end{eqnarray*}

aus denen ebenfalls $\left[ \hat{a},\hat{a}^{+}\right] =1$ folgt. Für die Eigenfunktion $\psi _{n}$ gilt dann

\begin{displaymath}
\hat{H}\psi _{n}=\hbar \omega \left( \hat{a}^{+}\hat{a}+\fra...
...)
\psi _{n}=\hbar \omega \left( n+\frac{1}{2}\right) \psi _{n}
\end{displaymath}

woraus man sofort

\begin{displaymath}
E_{n}=\hbar \omega \left( n+\frac{1}{2}\right)
\end{displaymath}

ablesen kann.



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Prof. Igor Sokolov 2005-02-14