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Bewegung in einem Coulomb-Feld. Diskretes Spektrum

Für das Wasserstoffatom und (mehrfach) ionisierte Atome He$^{+}$, Li$%
^{++}$ u.s.w. hat die radiale SGl. die Gestalt

\begin{displaymath}
-\frac{\hbar ^{2}}{2m}\frac{d^{2}}{dr^{2}}R+\left[ \frac{%
\hbar ^{2}l(l+1)}{2mr^{2}}- \frac{Ze^{2}}{r}\right]R =ER.
\end{displaymath}

($Z$- Kernladung. Der Kern wird als festgehalten vorausgesetzt, sonst $%
m\rightarrow m^{*}=mM/(M+m)$, mit $M$-Masse des Atomkerns).

Es ist bequemer, charakteristische Größen einzuführen und die Gl. in einer dimensionslosen Form zu schreiben:

Unter Verwendung der dimensionslosen Größen $\rho =r/a$ und $%
\varepsilon =E/E_{a}$ erhält man

\begin{displaymath}
\left[ \frac{d^{2}}{d\rho ^{2}}+2\varepsilon +\frac{2Z}{\rho }-\frac{l(l+1)}{%
\rho ^{2}}\right] R(\rho )=0.
\end{displaymath} (28)

Die Fkt. $R(\rho )$ muß für $0\leq \rho <\infty $ definiert sein und genügt der natürlichen Randbedingung $\int \rho ^{2}R(\rho )d\rho
<\infty $. Da die potentielle Energie im Unendlichen verschwindet, gehören die gebundenen Zustände zu negativen Werten von $\varepsilon $. Daher ist es zweckmäßig eine positive Größe einzuführen

\begin{displaymath}
\alpha ^{2}=-2\varepsilon >0.
\end{displaymath}

Die Ls'gen mit endlicher Energie existieren nur, wenn $R(\rho )$ für $%
\rho \rightarrow 0$ hinreichend schnell veschwindet, also $R(0)=0$. Die asymptotische Lsg. für $\rho \rightarrow \infty $

\begin{displaymath}
R(\rho )\simeq Ae^{-\alpha \rho }+Be^{\alpha \rho }.
\end{displaymath}

Aus der Randbedingung folgt $B=0$.

Die Lösung wird in Form $R(\rho )=e^{-\alpha \rho }G(\rho )$ geschrieben, wobei $\rho $ in Form einer Potenzreihe gesucht wird. Da die Reihe nicht mit dem Glied $\rho ^{0}$ anfängt, schreiben wir

\begin{displaymath}
G(\rho )=\rho ^{\nu _{0}}\sum_{\nu =0}^{\infty }\beta _{\nu }\rho ^{\nu }.
\end{displaymath}

Setzen wir die Reihe in der Gl.(28) ein und betrachten nur die kleinsten Potenzen von $\rho $, so gilt es (aus der 2. Abl. und der $1/\rho
^{2}$-Glieder) $\nu _{0}(\nu _{0}-1)=l(l+1)$, d.h.

\begin{displaymath}
\nu _{0}=\left\{
\begin{array}{l}
l+1 \\
-l
\end{array}\right. .
\end{displaymath}

Die Lsg. $\nu _{0}=-l$ ist durch die Randbedingung $R(0)=0$ verboten. Die Lsg. ist also

\begin{displaymath}
G(\rho )=e^{-\alpha \rho }\rho ^{l+1}\sum_{\nu =0}^{\infty }\beta _{\nu
}\rho ^{\nu }.
\end{displaymath}

Diese Ausdruck wird in die radiale Gl. eingesetzt. Aus dem Koeffizientenvergleich erhalten wir dann

\begin{displaymath}
\beta _{\nu +1}=\frac{2\left[ \alpha (\nu +l+1)-Z\right] }{(\nu +l+2)(\nu
+l+1)-l(l+1)}\beta _{\nu }.
\end{displaymath}

Bricht die Reihe ab, so erhalten wir ein Polynom in $\rho $ (proportional zu dem sog. zugeordneten LAGUERRE'schen Polynom). Sonst bekommt man für $\nu $ groß

\begin{displaymath}
\beta _{\nu +1}\approx \frac{2\alpha }{\nu +l+2}\beta _{\nu ...
...\beta _{0}=\frac{(2\alpha )^{\nu +1}}{(\nu
+l+2)!}\beta _{0},
\end{displaymath}

$\approx $ die Entwicklungskoeffizienten der Funktion

\begin{displaymath}
\beta _{0}\left\{ \left( 2\alpha \right) ^{-l-1}\exp (2\alph...
...t[
\mathrm{erste\;}(l+1)\mathrm{\;Glieder}\right] \right\} .
\end{displaymath}

Die Funktion wächst schneller als $e^{-\alpha \rho }$ abklingt, die ganze WF wird daher nicht normierbar.

Die Reihe bricht ab, wenn bei irgendeinem $\nu =n_{r}$ $\alpha (\nu
+l+1)-Z=0$ ist. Daher ist

\begin{displaymath}
\varepsilon =-\frac{\alpha ^{2}}{2}=-\frac{Z^{2}}{2(n_{r}+l+1)^{2}}.
\end{displaymath}

eine ganze Zahl. Die Kombination $n=n_{r}+l+1$ ist die Hauptquantenzahl, so dass die Energie der stationären Zustände

\begin{displaymath}
\varepsilon =-\frac{Z^{2}}{2n^{2}}.
\end{displaymath}

$n$ nimmt alle positiven ganzen Zahlen von 1 ab an.

\begin{figure}\begin{center}\epsfxsize = 5in
\epsffile{HAtom.eps}
\end{center}\end{figure}

Die Energie hängt nur von $n$ ab; die Quantenzahl $n_{r}=n-l-1$ gibt die Anzahl der Knoten der WF in $\rho $ (die Null bei $\rho =0$ wird nicht als Knoten gezählt). Die Zustände, die zu unterschiedlichen Werten von $l$ gehören, werden als s, p, d u.s.w. für $l=0,1,2,...$ bezeichtet. Jeder Zustand mit einem bestimmten $%
l$ ist $2l+1$-fach nach der Werten von $m$ entartet. I.A. gehören zu jedem Energieniveau mit der Hauptquantenzahl $n$ genau $n$ Zuständen (mit $l=0,1,...,n-1$). Diese Entartung ist nur im Coulomb-Feld vorhanden (''zufällige Entartung). 1 Der Gesamtentartungsgrad eines stationären Zustandes ist $\sum_{l=0}^{n-1}(2l+1)=n^{2}$. Die radialen Wellenfunktionen der niedrigsten Zustände sind in der folgenden Tabelle angegeben:

Zustand $n$ $l$ $F(\rho)$
1s 1 0 $2e^{-\rho }$
2s 2 0 $ \displaystyle \frac{1}{\sqrt{2}}(1-\rho /2)e^{-\rho /2}$
2p 2 1 $ \displaystyle \frac{1}{2\sqrt{6}}\rho e^{-\rho /2}$
3s 3 0 $ \displaystyle \frac{2}{3\sqrt{3}}\left( 1-\frac{2}{3}\rho +\frac{2}{27}\rho^{2}\right) e^{-\rho /3}$
3p 3 1 $ \displaystyle \frac{8\sqrt{6}}{27}\left( \rho-\frac{1}{6}\rho^2 \right) e^{-\rho /3}$
3d 3 2 $ \displaystyle \frac{4}{81\sqrt{30}}\rho ^{3}e^{-\rho /3}$



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Prof. Igor Sokolov 2005-02-14